Umweltgerechtigkeit

Übertragbarbeit auf die BRD

Umweltbelastungen sind auch bei uns sozialräumlich ungleich verteilt:

• Häufung von Fabriken, Kraftwerken, Tanklagern, Raffinerien in Gewerbegebieten, umgeben von Sozialwohnungen und Laubenkolonien;
• Bau neuer Autobahnen, Schnellstraßen, Bahnstrecken, Hochspannungstrassen quer durch Unterschicht-, nicht Oberschichtbezirke;
• Führung der An- und Abflugschneisen von Flughäfen so, daß "Promi"-Viertel möglichst nicht berührt werden;
• Plazierung von Risikoanlagen, wie Sondermülldeponien, atomaren Zwischenlagern in strukturschwachen Gebieten, wo mangels Arbeitsplätzen mit höherer Akzeptanz der Bevölkerung gerechnet wird.

Weitere aktuelle Beispiele sind Konflikte um den Bau von Großflughäfen, die Einrichtung von Zwischen- und Endlagern für Nuklearmaterial, die Nutzung von Truppenübungsplätzen, die Zerstörung von Orten und Landschaften zugunsten des Braunkohleabbaus, die Errichtung von Mobilfunksendeanlagen, Windparks, Fracking-Anlagen, Energietrassen oder Megaställen.

Bis auf wenige Ausnahmen werden Umweltbelastungen in der BRD als Risiken für Mensch und Natur thematisiert ("altes Umweltproblem"), nicht als sozialräumliche und sozialdiskriminierende Ungleichverteilung dieser Risiken ("neues Umweltproblem"). Für letzteres gibt es zwar viele Beispiele - z.B Gorleben, Garzweiler, Frankfurter Flughafen, Chemiedreieck bei Bitterfeld -, sie gelten aber als allgemeine (d.h. sozial indifferente) Standort- und Nutzungskonflikte. Obwohl nicht explizit angesprochen, sind Umweltgerechtigkeitsprobleme hierzulande aber durchaus bekannt und oft auch empirisch belegt.

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